DREI FRAGEN AN… Gabriele Tscherpel, zuständig für schulische Bildung im Landeskirchenamt, zum Angebot der Kirchen auf der Bildungsmesse didacta, die vom 20. bis 24. Februar in Köln stattfindet.
Warum ist die rheinische Kirche überhaupt auf einer Bildungsmesse aktiv?
Gabriele Tscherpel: Unter der Überschrift „Schule hat eine Seele. Halt geben – Hoffnung leben“ zeigen wir mit unserem Angebot, dass religiöse Bildung gesellschaftsrelevant ist und eine hoffnungsvolle Perspektive in unsicheren Zeiten bietet. Auf der Messe sind wir dort vertreten, wo der aktuelle gesellschaftliche Diskurs zur Bildung stattfindet und können uns mit unserem christlichen Bildungsverständnis aktiv in diesen einbringen. So werden wir unserem Auftrag gerecht, an Bildung und Bildungsgerechtigkeit mitzuwirken und zeigen: Kirche mischt sich ein und meldet sich zu Wort.
Als wichtige Akteure im Bildungsbereich dürfen wir deshalb auf der didacta, der größten Bildungsmesse in Europa, nicht fehlen. Zudem bietet sich die Gelegenheit, Lehrkräfte auf unsere eigenen Schulen aufmerksam zu machen und so Interesse zu wecken, Lehrkraft an einer unserer kirchlichen Schulen zu werden.
Der Messeauftritt auf der didacta in Köln ist ein Gemeinschaftsprojekt der Evangelischen Kirche im Rheinland mit der Evangelischen Kirche von Westfalen, der Lippischen Landeskirche, der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie den (Erz-)Bistümern Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn und seit Jahren ein gutes Beispiel für eine gelungene landeskirchen- und konfessionsübergreifende Zusammenarbeit.
Welche Programm-Höhepunkte können Besucherinnen und Besucher am Stand der Kirchen erwarten?
Tscherpel: An allen fünf Messetagen bieten wir ein vielfältiges Programm aus Fachvorträgen, Workshops und dem Talkformat „Das rote Sofa“ zu Themen wie Schulseelsorge, Lernen im digitalen Wandel, Demokratiebildung und Globales Lernen an. Neben Praxisbeispielen aus dem Schulleben und (Religions-)Unterricht kommen Bildungsverantwortliche auf dem roten Sofa zu gesellschaftlichen Herausforderungen und der Rolle der religiösen Bildung ins Gespräch.
Am Donnerstag, 23. Februar 2024, wird NRW-Bildungsministerin Dorothee Feller als Gesprächspartnerin zur Frage „Wie gelingt der Spagat zwischen Hoffen und Handeln?“ an unserem Stand zu Gast sein. Am gleichen Tag gestalten wir die Podiumsdiskussion im „Forum Bildungsperspektiven“ des didacta-Verbandes. Dort werden Angelika Büscher (Schulleiterin unserer Johannes-Löh-Gesamtschule in Burscheid), Andrea Grießmann (Fernsehmoderatorin, u.a. in der WDR-Bildungssendung „Planet Wissen“), Benedikt Töns (Lehrer am Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Dortmund, ausgezeichnet mit dem Deutschen Lehrkräftepreis 2021) auf dem Podium zu der Frage „Sind Hoffnung, Nächstenliebe und Sinnsuche im pädagogischen Alltag lernbar, lehrbar und (er)lebbar?“ mit Moderator Daniel Schneider (Journalist und Theologe) diskutieren. Zudem bietet ein Cafébereich am Stand die Möglichkeit, persönlich ins Gespräch zu kommen oder sich im Trubel der Messen einen Moment der Ruhe zu gönnen. Das gesamte Programm kann hier eingesehen werden: http://www.kirche-auf-der-bildungsmesse.de/ .
Wie sieht kirchliche/religiöse Bildung in einer Welt aus, in der viele Menschen das Gefühl haben, eher zu viel als zu wenig Informationen verarbeiten zu müssen?
Tscherpel: Bildung ist mehr als das Aneignen von Wissen und die kognitive Verarbeitung von Informationen. Damit Bildung gelingt, muss der ganze Mensch – mit Kopf, Herz und Hand – angesprochen werden. Für religiöse Bildung bedeutet dies, nicht nur intellektuelle, sondern auch emotionale, soziale und spirituelle Aspekte in den Blick zu nehmen.
Aktuell ist es wichtiger denn je, im Rahmen von religiöser Bildung Raum für Begegnung, Sensibilität und Offenheit für die individuellen existentiellen Fragen sowie spirituelle Angebote zu schaffen. „Halt geben – Hoffnung leben“, wird so in und außerhalb der Schule durch religiöse Bildung gelingen.
Info: Kirche auf der didacta 2024
20.2., 12 Uhr: Schulseelsorge via Chat! – ein Workshop von Sabine Lindemeyer (Dozentin im Pädagogisch-Theologischen Institut) und Pfarrer Ralf Peter Reimann (Internetbeauftragter der EKiR)
20.2., 13 Uhr: Wie fromm muss ich sein? – ein Talk über die Arbeit an einer konfessionellen Schule mir Lisa Marie Appel und Alexander Striethorst (Lehrkräfte am Amos Comenius Gymnasium in Bonn)
21.2., 11 Uhr: Christliche Spuren in unserer Welt – ein evangelisch-katholisches Wimmelbild, ein Workshop mit Rainer Lemaire (Ev. Schulreferat Köln), Hiltrud Stärk-Lemaire (Ev. Schulreferat Bonn) und Christina Zimmermann (kath. Schulreferat Köln und Leverkusen)
21.2., 12 Uhr: Weltretter 3.0 – ein Klimabotschafter*innenprojekt von Christoph Diefenbach (Nachhaltigkeitsmanager bei der EKiR)
22.2., 16 Uhr: Was würde Martin Luther heute sagen? Der KI-XR-Avatar holt Luther zum Dialog ins Klassenzimmer – mit Ralf Peter Reimann (Workshopfläche Gemeinschaftsstand Bündnis für Bildung (Halle 6.1 / Stand F012)).
23.2., 15 Uhr: Demokratiebildung durch Schulseelsorge – ein Forschungsbericht von Prof. Dr. Marion Keuchen und Sabine Lindemeyer und Anne-Kathrin Wenk (Erziehungswissenschaftlerin und Schulseelsorgeri aus Wien)
24.2., 14 Uhr: Schulanfänge in Gottesdienst und Unterricht gestalten – Anregungen aus dem beleibten Projekt „Unterwegs in Gottes Welt“ von Svenja Blaczek (Dozentin im Pädagogisch-Theologischen Institut der EKiR)
24.2., 15 Uhr: Die Schule für Circuskinder – das Schulkonzept und eine artistische Vorführung mit Eva Röthig (Schuleiterin der Sfc), Bärbel Fritz (Lehrkraft und Mitglied der Schulleitung an der SfC) sowie Rachel (ehemalige Schülerin) und Amy Maatz (Schülerin an der SfC)